Das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) wurde 1968 als nichtkommerzielle, universitätsnahe Forschungseinrichtung gegründet. Der eingetragene gemeinnützige Verein ist seit 1983 ein An-Institut der Georg-August-Universität Göttingen, seit 2020 assoziierter Campus-Partner. Die SOFI-Forschung folgt dem Prinzip einer anwendungsorientierten Grundlagenforschung, die sich zentralen Themen der Zeit widmet: dem Wandel der Arbeitswelt und der Digitalisierung, dem sozialen Zusammenhalt und der Produktion öffentlicher Güter, der sozialen Ungleichheit und dem Gemeinwohl.

Das SOFI ist seit 2020 Standort des bundesweiten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) und leistet Beiträge zu den Themenfeldern Arbeit, Lebensweisen und öffentliche Güter. Als wissenschaftlicher Kooperationspartner ist das SOFI außerdem in praxisbezogenen Verbünden aktiv. Aktuell gehören hierzu insbesondere das „Zukunftslabor Gesellschaft & Arbeit“ des „Zentrums für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN)“ sowie das „Energieforschungszentrum Niedersachsen (EFZN)“.

Forschungs- und Programmlinien

Drei Forschungs- und Programmlinien prägen die Institutsarbeit:

Humanisierung der Arbeit

Die Arbeitswelt unterliegt einem ständigen Wandel, in dem technologische Veränderungen eine erhebliche Rolle spielen. Dies wirft die Frage auf, wie es gelingen kann, technischen Wandel in gesellschaftlichen Fortschritt zu transformieren. Das Institut verfügt über reichhaltige Erfahrungen in der Arbeitssoziologie und der Erforschung von Arbeitsbeziehungen. Untersucht wird der Wandel der Arbeit mit besonderem Fokus auf Digitalisierungsprozessen sowie Tendenzen der Flexibilisierung und Prekarisierung von Erwerbsarbeit. Analysiert werden Entwicklungslinien, Einflussfaktoren, Qualifikationsanforderungen und Arbeitsfolgen sowie Möglichkeiten der Gestaltung von Arbeit, Organisation und Technik. Für die SOFI-Forschung ist wesentlich, dass der Wandel von Arbeit das Resultat sozialer Prozesse ist und nicht technisch oder ökonomisch vorherbestimmt. Der Blick richtet sich daher auch auf die Bedeutung von Arbeitspolitik und die Aktivitäten arbeitspolitischer Akteure.

Innovationen des Gemeinwohls

Wie steht es um die verbindende und gemeinwohlstiftende Kraft öffentlicher Güter? Diese Frage ist von hoher Relevanz, denn demokratisch begründeter sozialer Zusammenhalt hat eine feste Basis – die Infrastrukturen und öffentlichen Güter des sozialen Rechtsstaats. Infrastrukturen sind nicht gegeben, sondern verändern sich und sind selbst Arbeitsorte, die mit Blick auf nachhaltiges Wirtschaften und sozialen Ausgleich eine immer wichtigere Rolle spielen. Es geht hier nicht nur um technische, sondern vor allem um soziale Innovationen, die für die sozialökologische Transformation von höchster Bedeutung sind. Damit verknüpft sind Fragen nach der Attraktivität gesellschaftlich notwendiger Dienstleistungen und nach der Verantwortung für systemrelevante Berufe. Diese Forschungslinie wird durch die Beteiligung des SOFI am FGZ, aber auch im EFZN gestärkt.

Arbeitserfahrung und Lebensweise

Welche Interessen und Ansprüche verbinden Menschen mit ihrer Arbeit? Die SOFI-Forschung zeichnet sich seit jeher dadurch aus, den Wandel der Arbeitsgesellschaft von der konkreten Erwerbstätigkeit in Beruf und Betrieb her zu denken. Diese lange Tradition der Arbeitsbewusstseinsforschung im SOFI erhält durch qualitative Forschung zu den subjektiven Potenzialen der Arbeitsgesellschaft neue Akzente. Durch den Blick auf Orientierungen, Gesellschaftsbilder und Mentalitäten gelingen tiefere und längerfristige Einblicke in die gesellschaftliche Wirklichkeit. Diese Stärke der SOFI-Forschung wird in innovativen Formaten umgesetzt: Durch die Einbeziehung von Haushalten, öffentlichen Räumen und Infrastrukturen sowie von Sozial- und Familienbiografien. Daran knüpft aktuell ein qualitatives Panel im FGZ an, das Praktiken der Gefährdung und Wahrung gesellschaftlichen Zusammenhalts in den Fokus rückt. Wichtig ist die Einsicht, dass Arbeitende nicht alleine durch betriebliche oder arbeitsplatzbezogene Erfahrungen geprägt werden, sondern ebenso durch soziale Umfelder, Familie, Nachbarschaften und Vereinsaktivitäten.